Am 17. Januar Sant Antoni
Sant Antoni wird nach altem vorchristlichen Brauch die Wiedergeburt der Sonne gefeiert, die sich gegen die Dunkelheit durchsetzt und das Wiedererwachen der Natur ankündigt. Nach alter Tradition werden bereits am Vorabend Feuer entfacht, die man freudig umtanzt. Um diesen alten heidnischen Brauch einen christlichen Anstrich zu verleihen, wie wir es von Weihnachten her kennen, das als Ersatz für die Wintersonnenwende am 23. Dezember eingeführt wurde, bemühten christliche Kirchenväter den Heiligen Antonius.
Dieser widerstand, wie es in einer Legende heißt, als Eremit in der Wüste lebend, den Versuchungen des Teufels, der ihm unter anderem in Gestalt einer schönen Frau begegnete. Zur Abwehr und Bändigung seiner unkeuschen Gelüste geißelte sich Antonius durch das Herbeiführen von Schmerzen, indem er ein Feuer entfachte über dessen Glut er dann barfuß lief.
Seitdem gilt der 17. Januar als Ehrentag des Sant Antoni. Einerseits als Symbol der Versuchungen, aber ursprünglich als Erdgeister gesehen, die mit ihren Launen Ernten und Naturgewalten beeinflussten, treiben Dämonen, die „Dimonis“ in Teufelsmaskerade und Dreizack ihr Unwesen. Tanzend entfachen sie die Feuer der Verblendung und narren die Zuschauer.
Daneben kann man die sogenannten „Gigantes“, riesige Gestalten, die auf diversen Jahresfesten erscheinen, auch im katalanischen Festland, und die berühmten Schwellköpfe, eine Verkörperung von Personen mit überdimensionalen Köpfen, bewundern. Diese Art der Darstellung fand allerdings erst seit dem Jahr 2007 Einzug in den Festablauf.
Einer anderen Meinung nach stellen die Demonis Schamanen dar, die in frühen Zeiten um das Feuer herum Fruchtbarkeitsrituale abhielten. Außerdem gilt Sant Antoni als Schutzheiliger der Nutz- und Haustiere, weshalb am 17. Januar viele Tiersegnungen stattfinden.
Dieses Fest des Sant Antoni geht mit vielen Festlichkeiten nahtlos über in den Ehrentag des Sant Sebastià am 20. Januar. Als römischer Soldat bekannte sich Sebastian zum Christentum und wurde deswegen von Kaiser Diokletian zum Tode verurteilt und erlangte so den Status eines Märtyrers. Aber nicht deshalb, sondern weil einer Reliquie, einem Armknochen des Märtyrers, das Ende der Pestepidemie 1523 in Palma zugesprochen wurde, gilt Sant Sebastià als Schutzheiliger der Stadt Palma. Schon zuvor im Jahre 680 grassierte die Pest in Rom, die angeblich ein Ende fand als man dem Heiligen Sebastian im Petersdom einen Altar errichtete.
Wie dem auch sei, dem Schutzpatron der Stadt muss gehuldigt werden, was man am Vorabend des 20. Januar auch reichlich durch ein kollektives Grillen unter Beweis stellt.
Am 20. Januar Sant Sebastià
wird in den Straßen von Palma und Pollenca der Feiertag des Schutzpatron St. Sebastian gefeiert.
Viel mehr als in Deutschland identifiziert sich die Inseljugend mit den alten Traditionen ihrer Vorfahren, etwas, das bei uns skeptisch und immer mehr mit negativem Vorzeichen gesehen wird. Gerade die Jugendlichen sind die Protagonisten auf den Dorffesten. Und die Traditionsfeste werden von Jahr zu Jahr wichtiger, schweißen sie doch die Menschen zu einer Gemeinschaft zusammen. Alt und Jung leben zusammen ihre mallorquinische Kultur. Es geht darum, sich der Dorfgemeinschaft verbunden und den eigenen Wurzeln nahe zu fühlen. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, Standesdenken, Parteien und Konfessionen überwindend, äußert sich auch im kollektiven Grillen. Alle sind gleich, arm und reich, gebildet und ungebildet, alle essen das Gleiche, quasi aus dem gleichen Trog, in diesem Fall vom gleichen Grill.
Gerade im Zuge einer touristischen Überfremdung suchen und finden die Mallorquiner ihre eigene Identität und Zugehörigkeit, die sie hervorheben wollen.
Während in Deutschland ernsthaft, gerade aus der politisch linken Richtung, nachgedacht wird, christliche Feste umzubenennen, um Zuwanderer nicht zu brüskieren, so sind es hier gerade Personen aus der mitte-linken Szene, die alte Traditionen hochhalten. Sant Antoni ist für die Einheimischen das wichtigste Fest des Jahres. Niemand käme auf die Idee, dieses Fest umzubenennen, vielmehr ist man Stolz auf diese Tradition und das zeigt man auch.
Der Ursprung des Treibens wird auf die archaischen Rituale zurückgeführt, die schon zu vorchristlichen Zeiten stattfanden. Damals vermutlich als Sonnenkult, um deren Rückkehr zu betanzen, um die Finsternis des Winters zu durchbrechen und um das ewige Werden und Vergehen zu symbolisieren. Es sind somit auch Fruchtbarkeitsrituale und die Dämonen sind unterirdische Gottheiten, die die Nacht verkörpern. Diese werden durch Tanz, Musik und Gesang bekämpft, damit sie die Sonne als Symbol des Lebens durchbrechen lassen.